England
Viktorianisches Zeitalter und Industrielle Revolution
Frankreich
Paris, die Weltaustellungen und das Fin de Siècle
Deutsches Reich
Kaiserreich und die Gründerzeit
Italien
Reichtum und Eleganz der Städte
Spanien & Portugal
Kreatives Bauen als Vorreiter der Moderne
Historismus
Bauen in der Gründerzeit und dem Fin de Siècle
Die Stilrichtung des Historismus ist Ausdruck neuer bürgerlicher Freiheiten nach der Französischen Revolution und Konsequenz der schnell wachsenden Metropolen im Zeitalter der Nationalstaaten, die von den Segnungen der industriellen Revolution und dem technischen Fortschritt profitieren wie dem globalen Handel im Zeichen des Kolonialismus. Der Begriff Historismus bezeichnet einen Rückgriff der Baustile auf historische Muster und Vorlagen, die als Neoromanik, Neogotik, Neobarock oder Neoklassizismus bezeichnet werden. Zuweilen werden alle Formen gleichzeitig vermischt (Eklektizismus) oder neu kombiniert zu einem verspielten Durcheinander an Formen, die generell die Verzierung liebt und wertvolle Baustoffe. Manche Metropolen entwickeln dabei einen ganz eigenen Baustil, der sich aber überall an dem gewohnten Bauen orientiert.
Maschinelle Bearbeitung von Steinen ermöglichen ein schnelles und günstigeres Bauen als zu Zeiten des Barock. Neue Baustoffe wie Stahl, Glas und später auch Beton verändern jedoch die baulichen Möglichkeiten und tragen schon die neuen Möglichkeiten des modernen Bauens in sich. Der Geschmack des bürgerlichen, oft biederen und klassischen Bauens bleibt aber oft noch bis in 20er und 30er Jahre erhalten und findet sich selbst bei modernen Hochhäusern in der neuen Welt in ihrer Anfangsphase.
Der Stil des Historismus ist uns im Stadtbild moderner Städte so vertraut, dass wir ihm selten die Beachtung schenken, die er verdient. Das Auge des Touristen sucht ehre die historischen Monumente des Mittelalters oder des Barocks, übersieht jedoch mit welcher gestalterischen Kraft das 19. Jahrhundert das Stadtbild moderner Großstädte verändert hat. Erst am Ende der Epoche zwischen 1814 und 1914 wendet sich der Zeitgeist von den oft überladenen und zum Teilen kitschigen und immer wieder kopierten Fassaden des Bürgertums ab und versucht mit dem Jugendstil neue Formen zu finden. Allerdings ist diese neue Formgebung oft nur schwer von den Bauten des Historiusmuns zu unterscheiden und orientiert sich auch in der Verwendung des Materials und der Bauweise noch stark am Bauen des 19. Jahrhunderts. Erst die HInwendung zur sogenannten 'Neuen Sachlichkeit', dem 'Rationalismus' oder dem 'Bauen der Moderne' verändert das Stadtbild in einerm ganz neuen Erscheinungsbild. Letztendlich sind es die beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert die mit ihren Zertsörungen und den negativen Erfahrungen des Krieges die bisherigen Werte in Frage stellten und nach einem Neuanfang im Wiederaufbau suchten.